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Jägervereinigung Frankenberg e.V.

HNA vom 23.03.2017

Mehr Frischlinge abschießen

Anreiz geben: Kreistag beschließt Gebührenbefreiung bei Wildschweinen unter 20 Kilo

WALDECK-FRANKENBERG. Der Kreis verlangt ab April keine Gebühren mehr für die Trichinenuntersuchung bei Wildschweinen mit einem Gewicht von weniger als 20 Kilo – das betrifft also die Jungtiere, die „Frischlinge“. Für diese Änderung der Frischfleisch-Kostensatzung stimmten im Kreistag die Fraktionen von CDU, SPD, FWG, FDP und AfD. Linke und Grüne lehnten sie ab. Die Koalitionäre aus CDU und SPD hatten die Befreiung beantragt. Rainer Paulus von der SPD warb für sie. „Der Druck aufs Schwarzwild muss
intensiver werden, viele Wiesen werden umbrochen.“ Die Schäden seien hoch. Mindestens 70 Prozent der Frischlinge müssten abgeschossen werden, deren faseriges Fleisch sei aber kaum zu verwerten. Daher
sei die Befreiung zu rechtfertigen. Die Jäger leisteten zudem viel für den Naturschutz, die Umweltbildung oder den Schutz der Wälder. Grüne bezweifeln Erfolg „Jagd ist angewandter Naturschutz“, betonte Uwe Patzer von den Günen. Allerdings führten auch die Monokulturen auf den Feldern zur „Überpopulation“ an Wildschweinen. Deshalb müsse die Landwirtschaft reformiert werden.
Er unterstütze das Ziel, 70 bis 90 Prozent der „Frischlinge“ abzuschießen – bezweifle aber, dass dies durch die Befreiung erreicht werde. Die Kostendeckung von derzeit 70 Prozent in der Gebührensatzung dürfe nicht gesenkt werden. Ingo Hoppmann von den Linken wertete die Befreiung als „Klientelpolitik“ für die Jäger, dem Kreis fehlten dadurch pro Jahr etwa 17 000 Euro an Gebühreneinnahmen. „Wir haben eine zu hohe Wildschwein-Population“, beklagte CDU-Sprecher Christoph
Dietzel. Im Kreis sei sie derzeit so hoch wie vor 25 Jahren in ganz Hessen. Landwirte hätten große Probleme wegen der Wildschäden. Außerdem warnte er, die Sauen könnten die afrikanische Schweinepest
im Kreis verbreiten. FWG-Fraktionschef Uwe Steuber sprach sich ebenfalls für die Befreiung aus. Ihn als Bürgermeister erreichten täglich Meldungen über Wildschäden, da seien 17 000 Euro schnell erreicht. Und als Sportkreis-Vorsitzender höre er immer wieder von „umgepflügten“ Sportplätzen. „Es
sind zu viele Schweine da.“ „Der Gefahr Herr werden“ Auch FDP-Sprecher Arno Wiegand berichtete von Wildschäden, wie in Strothe treffe es sogar Spielplätze. Die Befreiung sei daher „keine Klientelpolitik – wir müssen der Gefahr Herr werden“. Landwirtschafts-Dezernent Fritz Schäfer forderte auf, abzuwägen zwischen der Unterdeckung im Haushalt und den Folgen auch für den Tourismus:
Breche im Frühjahr die Schweinepest aus, „dann gnade uns Gott“, dann seien einige Hotels im Kreis nicht mehr belegt. Außerdem sorgten „Frischlinge“ immer wieder für Verkehrsunfälle. Wenn die Schweinepest ausbreche, sei das ja wohl eher die Folge von Massentierhaltung und dem Einsatz von
Antibiotika, warf Hoppmann ein. Schäfer widersprach: „Mir ist nicht bekannt, dass die Massentierhaltung betroffen ist“ – wohl aber treffe es die kleineren Betriebe. (-sg-)