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Jägervereinigung Frankenberg e.V.

HNA vom 08.08.2017

Gene sorgen für Wunder

Dank einer Veränderung der Erbanlage leben im Landkreis schneeweiße Rehe

VON GERHARD KALDEN

WALDECK-FRANKENBERG. Auf der Titelseite der HNA vom 25. Juli erschien ein Foto von einem wildfarbenen und einem pechschwarzen Reh mit der Unterschrift: „Tierische Sensation: Schwarze Rehe leben in der Region.” Dass im Kreisteil Frankenberg seit Jahren schneeweiße Rehe leben, dürfte demnach zumindest als „tierisches Wunder” gewertet werden. Umso mehr, da diese Rehe – nicht wie die schwarzen im Stölzinger Gebirge – irgendwann einmal im Kreis ausgesetzt wurden. Ursache ist vielmehr ein Erbsprung, eine Veränderung einer Erbanlage (Gen), die als Mutation bezeichnet wird, und die im Landkreis aufgetreten ist.
An der Vererbung eines Merkmals wie Fellfarbe wirken zwei Gene mit, eines von der Mutter, beim Reh der Ricke, und eines vom Vater, dem Rehbock. Nur wenn beide Gene, die bei der Befruchtung zusammenkommen, für weiße Fellfarbe stehen, werden die Rehe weiß. Wenn jedoch ein Gen für Wildfarbe und eines für Weiß zusammenkommen, wird das Kitz wildfarben, denn das Wildfarben-Gen überdeckt als sogenanntes dominantes Gen das rezessive Gen für Albino. Also, ob ein Reh die Erbanlage für Albinismus in sich trägt, kann man ihm nicht ansehen. Beobachtungen durch Jäger zeigten, dass es wildfarbene Ricken gab, die ein Albino-Kitz gebaren, und dass Albino-Ricken ein wildfarbenes Kitz
führten. In diesem Jahr trat der besonders seltene Fall auf, dass sowohl die Mutter als ihr Kitz weiß sind. Die meisten Albino-Rehe im Kreis waren und sind weiblich. Vor einer Reihe von Jahren gab es einmal einen Albino-Bock mit einem stattlichen Gehörn. Eines Tages war er verschwunden. Da sich die zuständigen Jäger einig sind, kein Albino-Reh zu bejagen, wurde der Luchs als Ursache des Verschwindens in Betracht gezogen. Seit 2016 gibt es erneut einen Albino-Rehbock in der Population (Fortpflanzungsgesellschaft). 2013 wurden die Reste einer Albino-Ricke im Wald gefunden. Zur Zeit leben in der Region, soweit bekannt ist, sechs Albino-Rehe. Zum Schutz der Rehe kann der genaue Lebensraum dieser seltenen Rehe nicht genannt werden.

 

Foto: Ungewohnter Anblick: Das Foto zeigt den Albino-Rehbock, der im vergangenen Jahr im Kreis geboren
wurde, neben einem wildfarbenen Reh, das vermutlich seine Mutter ist. Foto: Gerhard Kalden