Fz vom 19. Februar 2013
Vogelzählung belegt Wandel in der Tierwelt · Einige Arten bleiben aus
Waldeck-Frankenberg. Immer im Winter im Abstand von vier Wochen zählen Mitglieder und Freunde des NABU-Kreisverbandes und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz die Vögel entlang der Eder von der Kreisgrenze bei Beddelhausen bis zur Grenze zum Schwalm-Eder-Kreis bei Mandern – und das seit mittlerweile 17 Jahren. In diesem Winter waren 47 Vogelkundige beteiligt. Weitere Beobachter zählten im benachbarten Schwalm-Eder-Kreis bis zur Edermündung bei Grifte. Bei gemäßigten Wetterverhältnissen, jedoch hoher Wasserführung der Eder wurde am 30. Dezember und wieder am 3. Februar jeweils ab 9 Uhr gezählt. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor. Nach Auswertung von Gerhard Kalden für die obere Eder bis Asel und Wolfgang Lübcke für die untere Eder bis zur Kreisgrenze bestätigte sich erneut, dass die Ederein bevorzugtes Winterquartier für Stockenten ist. So wurden etwa am 30. Dezember an der oberen Eder bis Asel 623 und an der unteren Eder 431, insgesamt also 1054 Stockenten gezählt. Auf der unteren Eder überwintern eher die selteneren Wildentenarten wie Reiherenten, Pfeifenten, Schellenten oder Schnatterenten. Bei Herzhausen, wo früher stets größere Zahlen von Graureihern anzutreffen waren, wurde an beiden Zählterminen nicht einer angetroffen. Dafür hielten sich an beiden Terminen an der oberen Eder 75 und an der unteren Eder 68 Graureiher auf. Seit einigen Jahren neu im Kreis sind die weißen Silberreiher: An beiden Terminen wurden an der oberen Eder 28 und an der unteren drei Tiere gezählt. Kormorane überwinterten Ende Dezember an der oberen Eder 104 und an der unteren Eder 128.Winterempfindliche Arten wie das Rotkehlchen oder der Eisvogel traten wohl durch Verluste oder Fortzug im Februar deutlich seltener auf, als noch zum Jahreswechsel. Auch wurde bei der ogelzählung klar, dass vor allem wegen des niedrigen Wasserstandes des Edersees bereits im zweiten Jahr die sonst regelmäßig bei Herzhausen überwinternden, seltenen Singschwäne nicht mehr erschienen waren.
Als große Überraschung und neue Art gilt die Beobachtung einer Eiderente bei Affoldern, eines Vogels des Nordatlantiks. Diese und weitere Ergebnisse der Zählung sollen in den „Vogelkundlichen Heften Edertal“ veröffentlicht werden.Die langjährige Beobachtung der Vogelwelt an der Eder dient nicht nur der besseren Kenntnis der heimischen Natur. Sie zeigt auch deutlich Veränderungen auf, deren Ursachen aufgespürt werden sollen. Auch dienen die Ergebnisse als Grundlage naturschutzrechtlicher Entscheidungen in Behörden. Erkannte Lebensraumverschlechterungen berühren auch die Lebensqualität des Menschen. (ka)
Foto: Singschwäne wurden bei der Vogelzählung an der Eder schon zum zweiten Mal in Folge nicht mehr gesehen. Foto: G. Kalden