Aktuelle Seite: Startseite Archiv Beiträge / Berichte Aktuelles Presseberichte / Beiträge Schwarzwildprobleme durch verstärkten Maisanbau
Wegen der politischen Förderung zum Anbau von Energiepflanzen, werden auch im Raum der Interessengemeinschaft Schwarzwild (IGS) die Maisflächen immer größer. Dieses ist zwar regional sehr unterschiedlich, konzentriert sich aber zunehmend um die Standorte von Biogasanlagen. In solchen Regionen wird die Schwarzwildbejagung während der Vegetationsphase wesentlich erschwert. Dadurch kommt es dort fast zwangsläufig auch zu hohen Wildschäden. Die sehr lernfähigen Wildschweine profitieren vom erhöhten Deckungs- und Nahrungsangebot und reagieren nach aktuellen wissenschaftlichen Studien mit jährlichen Zuwachsraten von bis zu 300 %. Vergleicht man die Strecke der erlegten Wildschweine pro 100 ha Jagdfläche, werden regionale Unterschiede sichtbar. Der neu gegründeten Interessengemeinschaft Schwarzwild fehlen zwar noch umfangreiche Daten, aber bereits die für das Jagdjahr 2011/12 durchgeführte Umfrage zu Jagdstrecken und Wildschäden liefert erste Anzeichen dafür, dass in der hiesigen Region überdurchschnittlich viele Wildschweine vorkommen. 2011/12 wurden in 36 Revieren (Jagdfläche: 13.772 ha) 409 Stücke Schwarzwild erlegt. Das entspricht 2,97 St. pro 100 ha. Im Vergleich dazu lag die Strecke im Jagdjahr 2010/11 in Bayern mit 0,63 St. pro 100 ha am niedrigsten und in Mecklenburg-Vorpommern mit 2,86 St. pro 100 ha am höchsten. NRW 0,80 St./100ha und Hessen 2,28 St./100ha.
Eine Absenkung der erhöhten Schwarzwildbestände ist daher in unserem Raum unbedingt notwendig und fordert Landwirte, Grundeigentümer und Jäger gleichermaßen. Alternativen zum Maisanbau sind ebenso gefragt wie das Anlegen von Bejagungsschneisen in den Schlägen. Auch Landwirte und Grundstückseigentümer sind als Jagdrechtsinhaber verpflichtet, Wildschäden möglichst zu vermeiden. Der Grundsatz „Wildschadensverhütung geht vor Wildschadenersatz“ gilt für Jäger und Landwirte gleichermaßen.
Dort wird Werner Kuhn (Berater im Netzwerk Lebensraum Feldflur) das Projekt Wildpflanzen für Biogas und über die Ergebnisse des vom Landwirtschaftsministerium geförderten Projektes Bejagungsschneisen vorstellen. Dabei geht es um sinnvolle Ergänzungen zum Mais, die gute Gaserträge liefern und gleichzeitig die biologische Vielfalt fördern. Gerade die Biogasproduktion eröffnet die Möglichkeit, unterschiedlichste Pflanzenarten und Sorten in Reinsaat und Mischungen anzubauen und den gesamten Aufwuchs an Methanbakterien zu verfüttern. Durch diese besondere Eigenschaft können unterschiedliche Anbausysteme mit alten und neuen Kulturarten, aus einjährigen Pflanzen wie Sonnenblumen, Malven, Steinklee usw. aber auch mehrjährigen Pflanzen wie die Becherpflanze, Virginische Malve, Flockenblume, Rainfarn und Beifuß als Einzelarten und in Mischungen zum Einsatz kommen. Daraus resultierende Anbausysteme mit unterschiedlichen Ernte- und Anbauterminen, sowie die Neugestaltung von Fruchtfolgen führen zu einer Veränderung bisher eintöniger Agrarlandschaften. Diese mehrjährigen Anbausysteme tragen zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft bei.
Ganzjährige Bodendeckung
- schützt vor Erosion durch Wind und Wasser,
- mindert die Nährstoffauswaschung,
- erhält den Humus und
- ist für viele Tierarten des Offenlandes ein wertvoller Lebensraum.
Mehrjährige Anbausysteme aus Wildpflanzen benötigen nur wenig oder gar keine Pflanzenschutzmittel und bieten dabei besonders innovative Ansätze. Erste Erfahrungen zeigen, dass die Energieerzeugung aus Biomasse mit den Zielen des Landschafts-, Natur- und Umweltschutzes verknüpft werden kann. Im Anschluss an diesen Vortrag wird Jürgen Reh (Geschäftsführer Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden Westfalen-Lippe) zu Schwarzwildpopulation und Hegeverantwortung aus der Sicht der Jagdrechtsinhaber reden.