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Frankenberger Zeitung vom 31.12.2013 VON ANDREA PAULY
Rodenbacher Revierleiter Bernd Hömberg geht heute in den Ruhestand · Seit fast 40 Jahren im Forsthaus
„Alles Schöne an meinem Beruf bleibt mir erhalten“, sagt Bernd Hömberg. Der langjährige Revierförster kann weiterhin den Wald genießen und der Natur bei ihrer Entwicklung zuschau- en. Und auch sein zur Heimat gewordenes Dorf muss er nicht verlassen: Er hat in Rodenbach direkt neben dem Forsthaus gebaut.
Frankenberg-Rodenbach. Sein letzter Arbeitstag war der Freitag vor Weihnachten – noch einmal beruflich in den Wald, noch einmal ins Büro. Seither ist der Wald für Bernd Hömberg wieder nur Hobby – so, wie es in seiner Kindheit und Jugend war. Mit dem Ablauf des Jahres endet seine Zeit als Revierförster, der 65-Jährige geht in Pension. Wie sich die jungen Bäume im Wald entwickeln, welche alten gefällt werden, wie die Waldwege beschaffen sind, wo gezielt gejagt werden muss – all das sind nun die Aufgaben seines Nachfolgers Volker Debes, der das Forsthaus bereits im Sommer bezogen hat. Ein Leben am und im Wald Direkt nebenan steht ein neues Doppelhaus, das Bernd Hömberg und sein Sohn gemeinsam gebaut haben. Darüber ist der Revierförster sehr froh: Nach fast 40 Jahren aus Rodenbach wegziehen zu müssen, nicht mehr am Waldrand zu leben – das wäre ihm sehr schwergefallen, sagt der 65-Jährige. Denn der Wald hat immer zum Leben von Hömberg gehört: Schon sein Vater und sein Großvater waren Förster, auch sein Onkel und sein Bruder. „Wir sind eine grüne Familie“, schmunzelt Hömberg. Er ist im und am Wald aufgewachsen. „Ich habe nie ernsthaft in Erwägung gezogen, etwas anderes als Förster zu werden.“ Damals waren die Aussichten für die Berufsanfänger noch rosig. „Wer das erste und zweite Examen durchlief, hatte quasi eine Anstellungsgarantie“, erinnert er sich. Mit der kommissarischen Leitung des Rodenbacher Reviers – damals 650 Hektar groß – begann 1974 seine Zeit im dortigen Forsthaus. Doch diese Arbeit dauerte nur vier Monate, dann folgte eine Umstrukturierung. Bis Oktober 1976 war er als Vertreter im Forstamt in Frankenberg tätig, dann übernahm er einen Posten als Einsatzleiter im Forstmaschinenbetrieb. Dieser war für den Wegebau und die Holzernte im ganzen Nordwesten von Hessen im Einsatz. „Das wollte ich eigentlich nur fünf Jahre machen“, berichtet der Förster – es wurden 18 Jahre daraus. In dieser Zeit blieb das Forsthaus sein Wohnsitz. Im Jahr 1994 übernahm er die Leitung der Revier- försterei Haine, zu der mittlerweile die Hälfte des ehemaligen Rodenbacher Reviers gehörte. Elf Jahre später folgte die nächste Reform und das Revier hieß wieder Rodenbach. Im Lauf der Zeit und durch die Schließung anderer Revierförstereien war es auf 1500 Hektar angewachsen. „Meine Zeit hier war von Katastrophen geprägt“, sagt er auf die vergangenen 19 Jahre zurückblickend und meint damit ausschließlich die großen Stürme, die immer wieder die auf Jahrzehnte ausgelegte Planung durcheinandergebracht haben. Die ersten Jahre im Revier waren von den Folgen der Orkane „Wiebke“ und „Vivian“ (1990) bestimmt. „Das Sturmholz war schon aufgearbeitet. Aber dann kam der Borkenkäfer und es fiel noch mal so viel Holz an“, erinnert er sich. Immer wieder sorgte die Natur für Unterbrechungen im Alltag: Sturmtief „Lothar“ verschonte zwar den Rodenbacher Wald, aber die Frankenberger Forstleute mussten in Süddeutschland bei der Aufarbeitung helfen. Kyrill, Emma und Xynthia Im Januar 2007 sorgte der Orkan „Kyrill“ dafür, dass die achtfache Menge des geplanten Einschlags fiel und aufgearbeitet werden musste. „Das Schlimme daran war, dass dabei auch viel junges Holz betroffen war. Da liegt nieder, was vorher viel Arbeit gemacht hat“, beschreibt Hömberg die Folgen. Auch „Emma“ (2008) und zuletzt „Xynthia“ (2010) machten den heimischen Förstern einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn die Arbeit von Forstleuten immer auf Jahrzehnte ausgelegt ist und Fehler erst nach langer Zeit als solche zu erkennen sind, haben doch viele Strategien und Arbeitsweisen sich im Laufe der Jahrzehnte geändert: nicht nur die Größe der Reviere – „früher kannten die Förster noch jeden Baum“ – und die Zahl der Mitarbeiter, sondern auch der Einsatz von Technik und die Regeln für den Einschlag. Manches davon dürfte bei der vorhergegangenen Förstergeneration für Kopfschütteln gesorgt haben, sagt der Rodenbacher. Ob es bei ihm auch so wird, wenn er die Arbeit seines Nachfolgers betrachtet? Er weiß es nicht. Jedenfalls wolle er sich nicht in die Arbeit ein- mischen, sagt er. Die Chancen auf eine harmonische Nachbarschaft mit seinem Nachfolger stehen ohnehin gut – denn die beiden Forstleute haben nicht nur denselben Beruf, sondern auch dieselbe Heimat: Auch sein Nachfolger stammt aus Weilburg – und mit seinem Onkel hat Bernd Hömberg die Schulbank gedrückt.
Die Natur war sein Arbeitsplatz: Bernd Hömberg hat fast 40 Jahre im Rodenbacher Forsthaus gelebt, in den vergangenen 19 Jahren war er als Revierleiter für den Wald rund um Rodenbach und Haine zuständig. Heute endet seine Dienstzeit. Foto: Andrea Pauly