Aktuelle Seite: Startseite Archiv Beiträge / Berichte Aktuelles Presseberichte / Beiträge Der Feldhase, Tier des Jahres 2015
Text und Foto: Gerhard Kalden
Waldeck-Frankenberg. Nach 2001 hat die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild den Feldhasen, Symbol des Osterhasen, in diesem Jahr zum zweiten Mal zum Tier des Jahres gewählt. Damit soll erneut auf die starke Gefährdung des Feldhasen-Bestandes durch Feinde, Witterungseinflüsse und vor allem durch den Straßenverkehr und die inzwischen industriell betriebene Landwirtchaft aufmerksam gemacht werden.
Der Feldhase, Kultfigur des Osterfestes, wird jagdlich zum Niederwild gezählt. Er ist ursprünglich ein Bewohner steppenartiger Landschaften. Mit der Rodung unserer Wälder, um Feldfluren anzulegen, gelangte der Bewohner offener Landschaften erst in historischer Zeit aus den südosteuropäischen Steppen in die neu entstandenen Agrarsteppen Mitteleuropas. Dort fand er gute Lebensbedingungen, wie Nahrung, Hecken und Feldgehölze, in denen der fruchtbare Hase Schutz fand und mehrmals im Jahr seinen Nachwuchs verbergen konnte. Der Hasenbesatz war früher so hoch, dass - wie auf alten Bildern zu sehen ist - Jäger große Strecken erlegten und Leiterwagen voll mit den erlegten Hasen, an den Leitersprossen hängend, von der Jagd im Feld ins Dorf gefahren wurden.
Seit den 1970er Jahren machte sich eine negative Populationsentwicklung im gesamten europäischen Besiedlungsraum bemerkbar. Die Bestandszahlen sanken und sanken, so dass schließlich 1995 das Bundesamt für Naturschutz den Feldhasen erstmals auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Arten setzte. Auch im Kreis sind die Hasen-Besätze inzwischen auf einem recht niederen Niveau angelangt. Das Symbol des Osterfestes ist nur noch ganz selten in den Feldfluren zu sehen. Jagdlich haben sich die Jäger im Kreis daher Zurückhaltung bei der Jagd auf den Feldhasen auferlegt. Im Jagdjahr 2012/2013 betrug die Jagdstrecke an Feldhasen im Kreis 415 Stück, wobei gut ein Drittel davon von Autos im Verkehr getötet wurde.
Als reiner Pflanzenfresser braucht der 60 bis 70 Zentimeter lange und zwischen 2,5 und 6,5 Kilogramm schwere, ackerbraune Feldhase eine abwechslungsreiche Nahrung von Gräsern bis zu Wildkräutern. Als ursprünglicher Steppenbewohner sind seine Augen so ausgerichtet, dass er damit fast einen Rundumblick hat, um seine Feinde rechtzeitig zu entdecken. Mit seinen langen Ohren, den Löffeln in der Jägersprache, ortet er ebenfalls seine Feinde sehr gut. Schutz vor diesen sieht der Bewohner offener Landschaften als hakenschlagendes Lauftier in der Flucht. Oft ruht er in selbst angelegten Vertiefungen im Ackerboden, den Sassen. Seine ersten Jungen, zu deren Versteck er nur kurz zum Säugen kommt, bringt er bereits im März zur Welt.
Als Osterhase, der die Ostereier bringt, wird der Feldhase erstmals 1682 erwähnt. In Lebensmittel- märkten wird der Osterhase heute batterienweise oft in goldener Alufolie als Schokoladenhase dem Verbraucher angeboten. Der Feldhase gilt als Symbol von Fruchtbarkeit, da er mehrmals im Jahr Junge zur Welt bringen kann. Vermutlich als Symbol der Dreifaltigkeit taucht das Dreihasenbild verschiedentlich auf. Es zeigt drei Hasen an ihren Ohren miteinander verbunden, kreisförmig angeordnet. Bekannt ist diese Darstellung vom Kloster Haina, aber auch im Dom von Paderborn und in der Kathedrale in Münster, sowie im Haslocher Wappen taucht diese Darstellung auf. Da es dem Ostersymbol Feldhase in unseren Feldfluren zunehmend schlecht ergeht, sind nicht wenige Hasen in die heimischen Wälder ausgewichen, wo sie vor landwirt-schaftlicher Unruhe offenbar ihre Ruhe gefunden haben. Vielleicht entwickelt sich irgendwann in der Erdgeschichte daraus neben dem Feldhasen eine neue Rasse oder gar Art, der Waldhase. (Gerhard Kalden)