Die Kinder der Klasse 2a der Grundschule Bottendorf staunten am Freitag, den 18. Juli 2014 nicht schlecht als plötzlich das Präparat eines ausgewachsenen Fuchses mitten im Klassenzimmer stand. Mitgebracht hatte das Präparat Daniel Panzer (Jäger und Obmann der „Rollenden Waldschule“ der Jägervereinigung Frankenberg/Eder) als Anschauungs- und Anfassobjekt für ein dreistündiges Schul-Projekt unter dem Titel - "Lernort Natur - eine Initiative der Jägerschaft". Zuvor stand das Fuchs-Präparat unter einer Decke versteckt auf einem Schülerschreibtisch und die Kinder wurden ermutigt einmal vorsichtig unter der Decke mit den Händen zu tasten und anschließend zu erzählen wie sich das anfühlt. Sehr weich und flauschig wurde es von allen Kindern wahrgenommen und beschrieben. Umso größer war dann auch die Aufmerksamkeit als das Präparat „gelüftet“ wurde und eine kleine Geschichte zum Fuchs und seinem Lebensraum in unserer schönen Natur erzählt wurde. Abwechslungsreiche Spiele, Bastelaufgaben und spannende Geschichten folgten und zogen die Kinder im weiteren Verlauf spürbar in den Bann. Draußen auf dem Schulhof stand dann die „Rollende Waldschule“, ein speziell mit Präparaten einheimischer Tierarten bestückter Anhänger. Sehr spannend für die Kinder, einmal den Dachs, die Wildkatze oder auch das kleine Rehkitz und die Wildschwein-Frischlinge aus nächster Nähe sehen zu können. Immer mit dabei waren die beiden Jagdhunde „Motte“ und „Urmel“ deren Apportier-Vorführung alle Kinder mit viel Applaus und Streicheleinheiten belohnten. Am Ende erhielt jedes teilnehmende Kind ein kleines Stück Hirschgeweih zum Umhängen als Erinnerung an diesen Tag.
Lernort Natur ist ein anerkanntes Projekt der „Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005 – 2014“ und wurde bereits zwei Mal von der UNESCO ausgezeichnet.
Im Rahmen der Natur- und Umweltbildung für Kindergärten und Schulen sowie alle die interessiert sind, arbeiten besonders geschulte ehrenamtliche Jägerinnen und Jäger als Wald- und Naturpädagogen. Einer von diesen in der Frankenberger Jägerschaft ist Daniel Panzer. Er absolviert derzeit eine Ausbildung zum Naturpädagogen beim Deutschen Jagdverband. Ende September wird er seine Ausbildung abschließen und zukünftig an Kindergärten und Grundschulen Kindern die Schönheit und Vielfalt der Schöpfung nahebringen. Dabei ist die "Rollende Waldschule" der Jägervereinigung Frankenberg eine tolle Ergänzung. Unterstützt wurde er in Bottendorf von seiner Tochter Romina Panzer. Als Sozialpädagogin hatte sie besonders viel Freude an diesem Tag - denn sie war vor 16 Jahren selbst als Schülerin an dieser Schule. Klassenlehrer Daniel Marschall zeigte sich sehr zufrieden über diese Aktion. Schulleiter Kieran Schmidt bedankte sich zum Schluss sehr herzlich und bat Daniel und Romina Panzer gerne wieder zu kommen.
Waldeck-Frankenberg. Anlässlich des Hessischen Landesjägertages 2014 mit Landestrophäenschau in Kiedrich im Rheingau erhielt Reinhard Brandl, Jagdpächter des Revieres Schreufa-Nord, am Samstag (17.5.2014) den Staatsehrenpreis des Landes Hessen für hervorragende Lebenraumgestaltung. Der in Münchhausen lebende Jäger erhielt diese hohe Auszeichnung auf Vorschlag der Jägervereinigung Frankenberg. Mit Befürwortung des Landesjagdverbandes Hessen (LJV) hat das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft undVerbraucherschutz entschieden, Reinhard Brandl den Naturschutzpreis zu verleihen. Die Übergabe erfolgte am Samstagmorgen im Rahmen der Hauptversammlung des LJV.
Über die hervorragenden und vorbildlichen Naturschutaktivitäten von Brandl wurde wiederholt in der heimischen Presse berichtet. Bereits mit 14 Jahren trat er als Jagdhornbläser auf, bestand 1970 die Jägerprüfung und 1987 die Jagdaufseherprüfung. Er führte erfolgreich Jagdhunde und war bis heute in Vorständen verschiedener Hegegemeinschaften aktiv. Als wesentlichen Teil von Jagd und Hege praktiziert Reinhard Brandl intensiv und vielfältig Naturschutz in seinem Revier und darüber hinaus mit dem Ziel des Artenschutzes und der Artenvielfalt. Anlage und Pflege von Wildäsungsflächen und Anpflanzung von sogenannten Proßholzflächen zur Äsungsverbesserung für das Wild sind sein Anliegen, verbunden mit weiteren Aktivitäten zum Schutz verschiedener, auch nicht jagdbarer Tierarten. So hängen in seinem Revier zahlreiche Nistkästen für Höhlenbrüter, er stellte "Insektenhotels" auf und unterhält regelmäßig Kleinvogel-, Specht-, Eulen- und Greifvogelfütterungen im Winter. Er leitete seit 1993 die Gründung mehrerer Feldholzinseln, die Anlage von Streuobstwiesen und die Pflege von Hecken als wichtige Landschaftselemente. Zuletzt organisierte und leitete er für die Hegegemeinschaft Frankenberg die Anlage einer Streuobstwiese an der alten Geismarerstraße unter Einbeziehung des Bauhofes Frankenberg. Zunehmand wichtig erachtet Brandl die Einbeziehung anderer Naturschutzverbände, wie den NABU, zur Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses im Naturschutz.
Der Jäger Reinhard Brandl war 21 Jahre lang Naturschutzbeauftragter in der Jägervereinigung Marburg. Seit 17 Jahren ist er Miglied des Naturschutzbeirates des Kreises Marburg-Biedenkopf und seit sechs Jahren dessen 2. Vorsitzender. Im Vorstand von Rotwildhegegemeinschaften ist er ebenso vertreten wie in der Hegegemeinschaft Frankenberg, wo er auch Naturschutzbeauftragter ist. Sein Motto ist: "Jäger schaffen Lebensräume".
Text: Gerhard Kalden
Reinhard Brandl engagiert sich in seinem Jagdrevier intensiv für umfassenden Naturschutz, hier an einer Vogelfütterung. Foto: Gerhard Kalden
Am Samstag, dem 17.5.2014 erhielt Jagdpächter Reinhard Brandl in Kiedrich im Rheingau aus den Händen von Staatsminis- terin Priska Hinz den Staatsehren- preis des Landes Hessen.
Links im Bild der Präsident des LJV, Dr. Jürgen Ellenberger. Foto: Heinrich Engelhard
Waldeck-Frankenberg. Anlässlich der diesjährigen Geweihschau als Hegeschau der Rotwildringe Burgwald-Kellerwald und Hessisches Rothaargebirge sowie des Muffelringes waren am Freitagnachmittag in der Ederberglandhalle in Frankenberg 144 Hirschgeweihe ausgestellt worden. Einmal im Jahr legen die Jäger Rechenschaft über ihr jagdliches Handeln ab und ziehen Bilanz. Die von der Jägervereinigung Frankenberg ausgerichtete Pflichtgeweihschau mit dem Bericht über die Situation des heimischen Wildes von Kreisjagdberater und Vorsitzenden der Jägervereinigung Frankenberg, Heinrich Engelhard, war sehr gut besucht. Die Bläsergruppe der Jägervereinigung umrahmte die Veranstaltung in großer Besetzung mit Jagdsignalen. Marco Vöbel aus Hatzfeld bereicherte die Ausstellung mit seinen Natur- und Wildfotos unter dem Titel "Fotopirsch in heimischer Natur".
Die Geweihschau soll in Zukunft statt wie bisher am Samstagnachmittag am Freitag-nachmittag und -abend stattfinden. Nach Anlieferung der Geweihe und deren Bewertung durch Rotwildsachverständige war der Öffentlichkeit die Geweihschau von 16 bis 19 Uhr zugänglich. In der Jägerversammlung ab 19 Uhr begrüßte der 2. Vorsitzende der Jägervereinigung, Matthias Eckel, besonders den früheren Leiter des Forstamtes Frankenberg und Rotwildsachverständigen Gunther Berendes, sowie den ehemaligen 1. Kreisbeigeordneten Manfred Steiner. In der Totenehrung wurde besonders des früheren Kreisjagdberaters und Berufsjägers Willi Lotze gedacht, der im November 2013 verstarb und dessen letzter Hirsch noch unter den kapitalen Geweihen ausgestellt war. Eckel dankte allen Helfern der Geweihschau, den Bläsern, der Bewertungskommission und betonte, dass die Jäger eine besondere Verantwortung für die größte, heimische Wildart, das Rotwild, trage, was eine Verpflichtung aber auch ein Privileg zugleich sei.
Vorsitzender Heinrich Engelhard erinnerte daran, dass jeder Erleger verpflichtet sei, das Geweih des von ihm erlegten Hirsches auf der Geweihschau vorzulegen. Rotwild werde im Kreis Waldeck-Frankenberg auf einer Fläche von 80 000 Hektar in über 100 Revieren bewirtschaftet. Im gesetzlich vorgegebenen Rahmen haben Jäger für die Erhaltung eines gesunden Wildbestandes, für die Bestandsentwicklung, für die Begrenzung von Schäl- und anderen Wildschäden und nicht zuletzt für die Verhinderung von Seuchenzügen beim Wild zu sorgen. Bei jagdlichen Eingriffen haben Jäger besonders bei Rotwild für den Erhalt naturgegebener Sozialstrukturen Sorge zu tragen. Im folgenden Streckenbericht vertiefte Engelhard die verschiedenen Wechselwirkungen zwischen Wild, Jäger und Umwelt. (s. gesonderter Bericht)
Waldeck-Frankenberg. In seinem Bericht über die Situation des Wildes im Kreis machte anlässlich der Geweihschau am Freitag in der Ederberglandhalle der Vorsitzende der Jägervereingung Frankenberg und Kreisjagdberater, Heinrich Engelhard, deutlich, dass die Rotwildbestände überall steigen, es noch nie soviel Schwarzwild gegeben habe, wie zur Zeit und dass auch die Rehwildbestände im Steigen seien.
Die Anzahl der in einem Jagdjahr erlegten Stücke Wild, die Strecke, ist ein Richtmaß für die Höhe eines Wildbestandes und im Vergleich zu vorausgegangenen Jahren ein Hinweis auf Bestandsentwicklungen, Witterungseinflüsse und Nahrungssituationen des Wildes. In diesem Sinne bot Heinrich Engelhard für das Jagdjahr 2013/2014 ein aufschlussreiches Bild über die Situation des Wildes im Kreis. So war zu erfahren, dass es im Kreis noch Wildkaninchen gibt, deren Bestand an Hand der Strecke von 34 erlegten Tieren aber als gering angesetzt wird. Auch der Dachsbestand anhand von 419 erlegten Grimmbärten hält sich in Grenzen, wobei hier wie beim Feldhasen die Streckenzahl auch durch jagdliche Zurückhaltung geprägt ist. Die Strecke beim Feldhasen betrug 415 Hasen, wobei davon nahezu die Hälfte auf Straßen totgefahren wurde. Als noch immer hoch kann der Bestand des Fuchses mit 2421 erlegten Tieren angesetzt werden, wobei die Jäger zur Zeit die bei Füchsen ausgebrochene Räude zu bekämpfen haben. Ein Problem stellt der aus Nordamerika eingebürgerte Waschbär dar. Mit 3515 erlegten Tieren in 2013/2014 im Kreis ist der Bestand des allgegenwärtigen, nachtaktiven Kleinbären ausufernd. Engelhard resignierte: " Hier haben wir den Kampf verloren!", zumal sich dieses allesfressende Raubtier vielfach in Städten und Dörfern eingenistet hat. Auch, wenn viele Leute sagen, wir sehen keine Rehe mehr, spricht die Streckenstatistik eine andere Sprache. Mit 8555 erlegten Stück Rehwild im Kreis allein im letztem Jagdjahr, die bisher höchste Strecke jemals, ist der Bestand mit steigender Tendenz erheblich. Rehe seien durch die intensive Landwirtschaft zunehmend in die Wälder ausgewichen, wodurch man sie seltener sehe, erklärte Engelhard. Der Schwarzwildbestand ist immens. 4065 Wildschweine wurden 2013/2014 im Kreis erlegt. 1961 betrug die Gesamtstrecke in ganz Hessen nur 3542. Ursachen versuchte Engelhard darzulegen und verwies auf die Gefahr, dass die gefährliche Afrikanische Schweinepest aus Osteuropa zu uns eingeschleppt werden könne. Außerdem hätte ein solch hoher Wildschweinbestand Wildschäden in Höhe von rund 200 000 Euro im Kreis verursacht. 638 Stück Rotwild wurden 2013/2014 im Kreis erlegt, die bisher größte Strecke und überall steigen die Rotwildbestände, erklärte der Jagdberater. Die Folge seien zum Teil erhebliche Schälschäden am Waldbäumen. Auf der Geweihschau waren sechs kapitale Hirschgeweihe zu sehen. Das sind ein Prozent der Gesamtstrecke, davon sind fünf verletzte oder qualvoll an Zäunen umgekommene Hirsche. Karl-Werner Isge äußerte sich als Sachverständiger zum heimischen Muffelwildbestand. Der Bestand sei nicht besonders groß, wie die jährlichen Streckenzahlen von um die 120 Stück ausweisen. Allerdings sei der Bestand nicht völlig gesund. Weitere Streckenzahlen gab es von Ringeltauben (433), Stockenten (663) und Steinmardern (79).
Text: Gerhard Kalden
Vorsitzender der Jägervereingung Frankenberg und Kreisjagdberater Heinrich Engelhard bespricht die Trophäen auf der Geweihschau in Frankenberg. Foto: Gerhard Kalden
Reichlich Gesprächsstoff lieferten die 144 ausgestellten Hirschgeweihe in Frankenberg unter den Jägern der Jägervereinigung Frankenberg. Foto: Gerhard Kalden
Besondere Aufmerksamkeit unter den 144 ausgestellten Hirschgeweihen auf der Geweihschau am 4. 4. 2014 in Frankenberg erregte das Geweih dieses ungeraden 18-Enders der Klasse I, der bei Oberorke erlegt wurde. Er hatte ein Alter von 13-15 Jahren und litt unter einer schweren Laufverletzung mit Trümmerbruch. Foto: Gerhard Kalden
Waldeck-Frankenberg. Der Mai ist der Monat jungen Lebens in der Natur. Dieses zu schützen, rufen die Jägervereinigung Frankenberg und die Waldeckische Jägerschaft alle Hundehalter dazu auf, ihre Hunde in der Natur an der Leine zu führen. Auch Katzen sollten nicht fernab von Siedlungen umherstreunen.
Im Mai sind vor allem Rehkitze, Junghasen, aber auch Rebhühner, Feldlerchen und andere Bodenbrüter durch freilaufende Hunde gefährdet. Findet ein Hund ein solches Jungtier, erwacht in der Regel der Jagdinstinkt in ihm, so dass meist der Hundehalter das Tier nicht mehr zurückhalten kann. Kreisjagdberater Heinrich Engelhard weist darauf hin, dass es schon genügt, wenn ein Hund ein Rehkitz oder einen Junghasen beleckt, dass das Muttertier das eigene Junge wegen des Feindgeruches dann nicht mehr annimmt, und es somit keine Überlebenschance mehr hat. Hunde in der Natur an der Leine zu führen, ist somit ein Beitrag zum Tierschutz, dem sich kein Hundehalter verschließen sollte. Dieser Apell der Jägerschaft zum besonderen Schutz wildlebender Tiere ist im Bundesnatur-schutzgesetz geregelt. So ist es zum Beispiel nach den Paragraphen 39.1 und 44.1 verboten, "wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten." Weiter heißt es: "Während der Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit sind bodenbrütende Vögel und generell die Jungtiere freilebender Tierarten besonders durch stöbernde Hunde gefährdet." Deshalb sollten Hundehalter die gesetzlichen Bestimmungen unbedingt einhalten. Verstöße dagegen in besonders schweren Fällen können mit einem Bußgeld bis zu 50 000 Euro geahndet werden, ist aus der unteren Naturschutzbehörde des Kreises zu erfahren. (ka)
Foto: Junghasen(Foto), Rehitze und Bodenbrüter sind durch unangeleinte Hunde gefährdet. Deshalb appeliert die heimische Jägerschaft und die untere Naturschutzbehörde an alle Hundehalter, ihre Hunde in der Natur an der Leine zu führen.
Foto: Gerhard Kalden
Frankenberger Zeitung vom 31.12.2013 VON ANDREA PAULY
Rodenbacher Revierleiter Bernd Hömberg geht heute in den Ruhestand · Seit fast 40 Jahren im Forsthaus
„Alles Schöne an meinem Beruf bleibt mir erhalten“, sagt Bernd Hömberg. Der langjährige Revierförster kann weiterhin den Wald genießen und der Natur bei ihrer Entwicklung zuschau- en. Und auch sein zur Heimat gewordenes Dorf muss er nicht verlassen: Er hat in Rodenbach direkt neben dem Forsthaus gebaut.
Frankenberg-Rodenbach. Sein letzter Arbeitstag war der Freitag vor Weihnachten – noch einmal beruflich in den Wald, noch einmal ins Büro. Seither ist der Wald für Bernd Hömberg wieder nur Hobby – so, wie es in seiner Kindheit und Jugend war. Mit dem Ablauf des Jahres endet seine Zeit als Revierförster, der 65-Jährige geht in Pension. Wie sich die jungen Bäume im Wald entwickeln, welche alten gefällt werden, wie die Waldwege beschaffen sind, wo gezielt gejagt werden muss – all das sind nun die Aufgaben seines Nachfolgers Volker Debes, der das Forsthaus bereits im Sommer bezogen hat. Ein Leben am und im Wald Direkt nebenan steht ein neues Doppelhaus, das Bernd Hömberg und sein Sohn gemeinsam gebaut haben. Darüber ist der Revierförster sehr froh: Nach fast 40 Jahren aus Rodenbach wegziehen zu müssen, nicht mehr am Waldrand zu leben – das wäre ihm sehr schwergefallen, sagt der 65-Jährige. Denn der Wald hat immer zum Leben von Hömberg gehört: Schon sein Vater und sein Großvater waren Förster, auch sein Onkel und sein Bruder. „Wir sind eine grüne Familie“, schmunzelt Hömberg. Er ist im und am Wald aufgewachsen. „Ich habe nie ernsthaft in Erwägung gezogen, etwas anderes als Förster zu werden.“ Damals waren die Aussichten für die Berufsanfänger noch rosig. „Wer das erste und zweite Examen durchlief, hatte quasi eine Anstellungsgarantie“, erinnert er sich. Mit der kommissarischen Leitung des Rodenbacher Reviers – damals 650 Hektar groß – begann 1974 seine Zeit im dortigen Forsthaus. Doch diese Arbeit dauerte nur vier Monate, dann folgte eine Umstrukturierung. Bis Oktober 1976 war er als Vertreter im Forstamt in Frankenberg tätig, dann übernahm er einen Posten als Einsatzleiter im Forstmaschinenbetrieb. Dieser war für den Wegebau und die Holzernte im ganzen Nordwesten von Hessen im Einsatz. „Das wollte ich eigentlich nur fünf Jahre machen“, berichtet der Förster – es wurden 18 Jahre daraus. In dieser Zeit blieb das Forsthaus sein Wohnsitz. Im Jahr 1994 übernahm er die Leitung der Revier- försterei Haine, zu der mittlerweile die Hälfte des ehemaligen Rodenbacher Reviers gehörte. Elf Jahre später folgte die nächste Reform und das Revier hieß wieder Rodenbach. Im Lauf der Zeit und durch die Schließung anderer Revierförstereien war es auf 1500 Hektar angewachsen. „Meine Zeit hier war von Katastrophen geprägt“, sagt er auf die vergangenen 19 Jahre zurückblickend und meint damit ausschließlich die großen Stürme, die immer wieder die auf Jahrzehnte ausgelegte Planung durcheinandergebracht haben. Die ersten Jahre im Revier waren von den Folgen der Orkane „Wiebke“ und „Vivian“ (1990) bestimmt. „Das Sturmholz war schon aufgearbeitet. Aber dann kam der Borkenkäfer und es fiel noch mal so viel Holz an“, erinnert er sich. Immer wieder sorgte die Natur für Unterbrechungen im Alltag: Sturmtief „Lothar“ verschonte zwar den Rodenbacher Wald, aber die Frankenberger Forstleute mussten in Süddeutschland bei der Aufarbeitung helfen. Kyrill, Emma und Xynthia Im Januar 2007 sorgte der Orkan „Kyrill“ dafür, dass die achtfache Menge des geplanten Einschlags fiel und aufgearbeitet werden musste. „Das Schlimme daran war, dass dabei auch viel junges Holz betroffen war. Da liegt nieder, was vorher viel Arbeit gemacht hat“, beschreibt Hömberg die Folgen. Auch „Emma“ (2008) und zuletzt „Xynthia“ (2010) machten den heimischen Förstern einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn die Arbeit von Forstleuten immer auf Jahrzehnte ausgelegt ist und Fehler erst nach langer Zeit als solche zu erkennen sind, haben doch viele Strategien und Arbeitsweisen sich im Laufe der Jahrzehnte geändert: nicht nur die Größe der Reviere – „früher kannten die Förster noch jeden Baum“ – und die Zahl der Mitarbeiter, sondern auch der Einsatz von Technik und die Regeln für den Einschlag. Manches davon dürfte bei der vorhergegangenen Förstergeneration für Kopfschütteln gesorgt haben, sagt der Rodenbacher. Ob es bei ihm auch so wird, wenn er die Arbeit seines Nachfolgers betrachtet? Er weiß es nicht. Jedenfalls wolle er sich nicht in die Arbeit ein- mischen, sagt er. Die Chancen auf eine harmonische Nachbarschaft mit seinem Nachfolger stehen ohnehin gut – denn die beiden Forstleute haben nicht nur denselben Beruf, sondern auch dieselbe Heimat: Auch sein Nachfolger stammt aus Weilburg – und mit seinem Onkel hat Bernd Hömberg die Schulbank gedrückt.
Die Natur war sein Arbeitsplatz: Bernd Hömberg hat fast 40 Jahre im Rodenbacher Forsthaus gelebt, in den vergangenen 19 Jahren war er als Revierleiter für den Wald rund um Rodenbach und Haine zuständig. Heute endet seine Dienstzeit. Foto: Andrea Pauly